"Surrender" von Bono




Neben Musikern wie Dave Grohl und Nick Cave hat nun auch Bono von U2 seine Biografie veröffentlicht. Als alter U2 Fan war klar, die muss ich haben. 

Mit 15 entdeckte ich U2. Zusammen mit meiner besten Freundin schlossen wir uns in ihr Zimmer ein und drehten die Stereoanlage bis zum Anschlag auf. "Pride" war unser Lieblingsstück. Wir hörten die Musik, während ihre Mutter gegen die Tür trommelte und rief, wir sollten die Musik leiser machen. Sonst gebe es was, wenn der Vater nach Hause kommt.

Es gab aber nichts, denn wir kletterten einfach durch das Fenster im Erdgeschoss ins Freie und lachten uns kaputt. Teenager halt.

Ich war in meinem Leben auf vielen Konzerten.  Das U2 Konzert der "Achtung Baby"- Tour in der Dortmunder Westphalen-Halle war wahrscheinlich das beste, das ich je erlebt habe. 


Worum es geht

Bono nutzt in seiner Biografie eine Struktur, die sich - neben der Kindheit in Dublin mit Vater und Bruder (die Mutter ist früh verstorben) und den Anfängen der Band- an 40 Songs orientiert. Wann und wie sie entstanden sind, was sie für ihn und die Band bedeuten. 

Ein großer Teil des Buches nimmt die humanitäre Arbeit von Bono und U2 ein. Dabei setzt sich Bono besonders dafür ein, dass den ärmsten Menschen in Afrika Medikamente gegen Aids kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Während in der Westlichen Welt Aids mit Medikamenten behandelt wird, sterben in Afrika noch immer viele Menschen daran, weil sie sich die Medikamente nicht leisten können oder einfach keine verfügbar sind. 

Aber auch sonst in Bono sehr engagiert, zum Beispiel was den Schuldenerlass für arme Länder angeht, hier hat er mit vielen verantwortlichen Politikern gesprochen wie Präsident Bill Clinton oder Kanzlerin Angela Merkel. 

Bono kennt viele berühmte Menschen und ist mit ihnen befreundet. Wie Nelson Mandela und Steve Jobs. Selbstverständlich hat er auch schon Wolodymyr Selenskyi in Kiew besucht, denn er setzt sich natürlich auch für die Ukraine ein. 

Dass er viele berühmte Musiker und Musikerinnen kennt und auch mit ihnen befreundet ist, versteht sich von selbst. Das Who is Who des Rock und Pop geht in seinem Haus ein und aus. Paul McCartney, Bob Dylan, Bruce Springsteen und Prince,um nur einige zu nennen. Mit dem einen oder anderen Weltstar hängt er auch gern im örtlichen Pub ab. Funfact: Pavarotti ruft immer wieder an, weil er möchte, dass Bono einen Song für ihr schreibt. Der hat aber einfach keine Zeit, sorry.


Der Eindruck, der beim Lesen schnell entsteht: Bono ist ein tiefreligiöser, engagierter Mensch, absolut loyal, selbstkritisch und humorvoll. Eine Schwäche hat er allerdings. In einem Interview erzählt er, dass er dazu neigt, die Leute "vollzutexten." So hört er gelegentlich auch von seinen Bandkollgen: "Halt die Klappe, Bono!"

Auch beim Hören des Buches habe ich manchmal gedacht: "Halt die Klappe, Bono, noch detaillierter brauche ich es nicht." Bono neigt dazu, auch Dinge, die eher nebensächlich sind, genau zu beschreiben. Da bin ich einfach zu ungeduldig. Aber letzlich kann man nicht widerstehen. Der Mann hat Präsidenten wie George Bush Milliarden (!) für die Aidshilfe aus dem Kreuz geleiert. Wenn er (neben der Musik) etwas kann, ist es reden und überzeugen. 

Für dieses Buch muss man sich ein bisschen Zeit nehmen. Als ich mich erstmal darauf eingelassen habe, habe ich zwischendurch auch immer wieder Songs von U2 gehört und nochmal einen neuen Zugang dazu bekommen. 

Der Sprecher hat mir nicht ganz so gut gefallen, weil seine englische Aussprache nicht immer korrekt ist. Wenn möglich, besser im Original hören. Ansonsten: Absolut empfehlenswert. Vor allem für Fans "gibt es was."


Titel: "Surrender"

Autor: Bono 

Erzähler: Marc Bremer

Spieldauer: 19,5 Stunden

Verlag: Droemer und Knaur

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