Rezension: "Dinge, die das Herz höher schlagen lassen" von Mia Kankimäki



Ich wollte schon immer nach Japan, genauer Kyoto reisen, aber die ablehnende Haltung meines Finanzberateres machte es bisher unmöglich.(Und dann ist da ja auch noch Fukushima) Daher kam das Buch der Finnin Mia Kankimäki gerade recht. Auch sie ist Japan-Fan. Oder besser Japan-Kennerin.

Worum es geht

Mia reist nach Kyoto, um das Leben von Sei Shōnagon zu erforschen, die vor 1000 Jahren das erste Prosa- Buch der Geschichte schrieb, das legendäre Kopfkissenbuch. Wußtest ihr, dass eine Frau das erste Prosa- Buch schrieb? ( Ich wußte es nicht. Und das liegt, natürlich, am Patriachat.) Das Kopfkissenbuch ist kein Roman, sondern eher ein Tagebuch mit vielen Listen, Gedichten, Anektoden und Beobachtungen. Mia bezeichnet Sei Shōnagon als erste Bloggerin der Welt- sehr passend beobachtet.

Ich habe schon als Teenagerin Listen in mein Tagebuch geschrieben und so hat mich Seis Erzählstil auch gleich gepackt,weil er mir so vertraut war.

Während man das Buch liest, lernt man so ganz nebenbei und sehr leicht und locker erzählt viel über Kyoto, das heutige Japan und über die Geschichte des Landes. Da Mia Literatur studiert hat, bekommt man auch noch eine ordentliche Portion Literaturgeschichte vermittelt und wird an Bücher erinnert, die man schon immer mal lesen wollte. Oder sollte.

Und über Mia und ihre Seelenverwandte Sei, mit der sie einen inneren Dialog führt.

Mia ist aber auch zu der Zeit in Japan, als die Atomkatastrophe in Fukushima stattfindet. Sie berichtet darüber und schlägt einen Bogen von der Heian-Zeit Japans in die Jetzt-Zeit.


Fazit

Ich habe mir zum Lesen einen schönen Platz ausgesucht: Den japanischen Garten in Planten und Bloomen. Dort wurde es mir aber bald zu voll und zu laut. Das Buch habe ich, für mich ungewohnt,  anfangs langsam gelesen und mich jeden Tag gefreut, wieder etwas aus dem Leben von Sei oder Kyoto zu erfahren. Das Buch ist eher wie ein Blog geschrieben, es gibt - wie beim Kopfkissenbuch-keinen klassischen Plot und es macht Spaß, Mia auf ihrer Reise zu begleiten. Schließlich habe ich einen ganzen Tag teetrinkend im Bett verbracht und das Buch zu Ende gelesen. 

Der Autorin ist es wunderbar gelungen, das alte, historische Japan in unsere Zeit zu holen. Wunderbar sind auch die Beschreibungen der Tempel und Gärten in und um Kyoto herum. Ihr Schreibstil ist dabei leicht und humorvoll, aber nie oberflächlich. Ich hätte Lust, mit Mia einen Matcha-Tee zu trinken und zu plaudern.

Sehr empfehlenswert.

Mia, ich würde so gern mit dir und Sei Tee trinken. Darf ich mich euch anschließen?

Hier kommt eine Liste von Dingen, die ich nicht mag

Wenn Erdbeeren rot und prall aussehen, verführerisch und lecker - und dann nach Holländischen Gurken schmecken

Köstlicher grüner Tee, in einem Glas serviert. 

Weißes Gemüse wie Blumenkohl oder Spargel.Ich kann mich mit dem Gedanken nicht anfreunden.

Oberflächliches Geplapper von Besuchern in einem atemberaubend schönen Japanischen Garten. Demut. 






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