Rezension: "Über Menschen" von Juli Zeh
Von der gefeierten Autorin Juli Zeh habe ich schon viel gehört, aber noch nichts gelesen. Höchste Zeit, das zu ändern.
Worum geht es?
Werbetexterin Dora hat genug
von ihrem Freund, der sich nur noch verbissen mit Corona und Klimaschutz
beschäftigt, von Berlin und dem Großstadtleben und entscheidet sich, aufs Land
zu ziehen. In ihrem Haus im brandenburgischen Bracken ist es dann aber nicht so
idyllisch wie erhofft. Als erstes lernt sie den Dorf-Nazi Gote kennen und ist
entsetzt, wer da nebenan wohnt. Mit der Zeit entwickelt sich dieser aber zum
freundlichen Helfer und stellt Doras Vorurteile auf den Kopf.
Fazit
Ich war schon nach den ersten
Zeilen begeistert. Bis tief in die Nacht habe ich Anna Schudt zugehört, die das
Buch großartig spricht und habe immer wieder herzhaft lachen müssen. Naive
Großstädter, skurrile Charaktere und der nette Dorfnazi.
Aber nachdem ich es erst für
sehr gekonnte, aber leichte Lektüre hielt, stellte ich fest, dass es das
mitnichten ist. Es geht in Julis Zehs Roman darum, wie wir mit Menschen
umgehen, die ganz anders sind als wir selbst, eine andere politische Meinung
haben. Oder eben offene Rassisten sind. Wir müssen nicht gut finden, wie sie
denken und handeln, ganz im Gegenteil. Denn Vorurteile oder gar Gewalt gegen
Migranten oder Schwule und Lesben sind falsch. Aber auch Rassisten sind
Menschen und wenn wir sie von vorn herein abwerten und uns überlegen fühlen,
ist das ebenso falsch. Ich habe mich beim Zuhören oft selbst ertappt gefühlt. Wie
steht es eigentlich mit meinen eigenen Vorurteilen? Denke ich nicht auch oft einfach nur schwarz-weiß?
Das Buch hat bisher sehr unterschiedliche Reaktionen hervor gerufen. Begeisterte Kritiken und den Vorwurf, die Autorin würde Nazis verharmlosen. Die Kritik finde ich nicht gerechtfertigt.
Juli Zeh fordert uns auf, mit einander zu reden. Das klingt simpel. Eigentlich. Ist aber unglaublich schwer.
Sehr empfehlenswert.
Autorin: Juli Zeh
Sprecherin: Anna Schudt
Erscheinungsdatum: April21
Verlag:Der Hörverlag
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