Rezension: "Was wir Frauen wollen" von Isabel Allende


Ich bin ein großer Fan von Isabel Allende. Besonders ihre Romane " Mayas Tagebuch" und " Der japanische Liebhaber" haben es mir angetan. Deshalb war ich begeistert, dass es ein neues Buch von ihr gibt. Und dann enttäuscht. Denn es ist kein Roman. Sondern eine Rückschau auf ihr Leben, mit dem zentralen Thema Feminismus. Ich dachte, das könnte weniger spannend sein als einen Roman von ihr zu lesen. Ist es aber nicht.


Worum geht's?

Isabel Allende ist inzwischen über 70 Jahre alt und schaut auf ein bewegtes Leben zurück. Dabei gibt es ein Thema, das sie schon immer umgetrieben hat: Feminismus und die Rolle der Frau. Schon als kleines Mädchen wurde ihr bewusst, dass sie im patriachalen Chile nicht die gleichen Rechte und Möglichkeiten hatte wie ein Junge. Ihr ganzes Leben setzte sie sich - ob als Journalistin, Romanautorin oder Gründerin einer Stiftung für besonders gefährdeten Frauen- für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein. 

"Es sterben mehr Frauen durch Gewalt von Männern, als durch Krebs oder andere Krankheiten." Das sind Sätze, die es in sich haben. 

Vielleicht sind sogar wie Frauen in der westlichen Welt uns nicht immer bewusst, wie sehr Frauen in anderen Erdteilen leiden. Es beginnt damit, dass sie ohne Begleitung eines Mannes nicht das Haus verlassen dürfen, weder über ihr Leben noch über ihren Körper selbst bestimmten dürfen und Vergewaltigung und Folter ein Mittel der Kriegsführung ist. Zerstört man die Frauen, zerstört man die Gesellschaft. Von der grausamen Praxis der Genitalerstümmelung ganz zu schweigen.

In westlichen Welt scheinen wir meilenweit davon entfernt, was Frauen in Afrika, Indien und Pakistan wiederfährt. Aber auch hier werden Frauen Opfer von Gewalt, werden sie immer noch schlechter bezahlt als Männer, wird im Internet gegen Frauen gehetzt, gilt eine Autorin weniger wie ein Autor, wie Allende erfahren musste. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Aber das Buch ist nicht deprimierend oder verstörend. Isabel Allende ist eine leidenschaftliche Frau und das steckt an. Sie sieht das Ende des Krieges gegen die Frauen -denn nichts anderes ist es- als die zentrale Aufgabe der Menschheit. Und hat Hoffnung, dass die jungen Frauen und Männer es irgendwann schaffen werden, dass die Gewalt und Unterdrückung von Frauen endet.

Außerdem geht es in dem Buch um die Liebe und das Älterwerden. Und das auf eine sehr humorvolle Art.

Allende bekennt, dass sie im Alter milder geworden ist. Aber, so sagt sie, auch bestimmter. Sie habe einfach keine Zeit und Geduld mehr für Idioten. Stattdessen nutze sie ihre Zeit, um zu schreiben. Und das ist für ihre Leserinnen und Leser eine sehr gute Nachricht.


Fazit

Ein Muss für alle Allende-Fans. Aber nicht nur die. Sehr zu empfehlen.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, toll gelesen von Barbara Auer. Sie vermittelt einem das Gefühl, als säße man mit Isabel Allende bei einem Kaffee zusammen und höre ihr zu. Dabei bringt sie die Ernsthaftigkeit Allendes genaus so rüber wie ihren unterschwelligen Humor und ihre weise, aber niemals überhebliche Art. 

 Eine Hörprobe findet ihr hier.

AutorIsabel Allende
SprecherBarbara Auer

Audible.de Erscheinungsdatum15 Februar 2021
VerlagDer Hörverlag

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