"Die Telefonzelle an Ende der Welt" von Laura Imai Messina


Als 2011 der Tsunami Japan erschütterte, arbeitete ich bei Greenpeace im Bereich Community Management. Wir wurden überschüttet mit Anfragen. Hauptsächlich ging es um die Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima. Wo war die Strahlung am höchsten, konnte man noch nach Japan reisen und viele andere Fragen erreichten uns. Da die japanische Regierung kaum Angaben machte, wurde Greenpeace gefragt, es ging um die Fakten. Dieses Buch hat mich angesprochen, denn was damals nicht im Vordergrund stand, waren die Menschen, die Angehörige verloren hatten. Durch die bis zu 40 Meter hohen Wellen waren viele Menschen ertrunken, andere kamen bei Bränden ums Leben. Viele verloren ihr Zuhause.

Wie gingen die Japanerinnen und Japaner damit um? 

Worum es geht

Die Japanische Kultur ist bekannt für Rituale. Auch hier gibt es ein ganz wichtiges. Denn Menschen, die Angehörige verloren haben, sind voller Trauer, Wut und Schuldgefühlen. Vieles wurde vielleicht zu Lebzeiten nicht ausgesprochen.

Die TV-Moderation Yui hat durch den Tsunami Mutter und Tochter verloren. Sie hört von einem Ort, den viele Menschen besuchen: Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer- Bell Gardia- eine Telefonzelle. Die Telefonzelle funktioniert nicht. Aber die Menschen nehmen den Hörer ab, um mit ihren verstorbenen Angehörigen zu sprechen. Natürlich wissen sie, dass sie nicht wirklich mit den Verstorbenen telefonieren können. Aber sie können auf diese Weise mit ihrer Trauer  besser umgehen. (Den Ort gibt es wirklich.)

Yui lernt in dem Garten den Arzt Takeshi kennen, auch er muss einen schweren Verlust verarbeiten. Die Beiden nähren sich langsam an, beginnen, wieder Mut zu schöpfen und verlieben sich in einander. Ihr Leben nimmt ganz vorsichtig eine neue Richtung an.

  

Fazit

Ein sehr interessantes Buch, in dem es nicht nur um Trauerbewältigung geht, sondern auch um einen Einblick in die Japanische Kultur. Manches hat mich irritiert, zum Beispiel, dass die Autorin sehr ausführlich die Kleidung beschreibt, die Mutter und Tochter trugen, als sie starben. Anderes, wie die Beziehung zwischen Yui und Takeshi, wird anfangs aber nur angedeutet. Ein Buch, das man nicht in einem Rutsch liest, sondern immer mal wieder zur Seite legt. Berührend und empfehlenswert. 


  • Über die Autorin
  • Laura Imai Messina ist Italienerin und lebt mit ihrem japanischen Mann und ihrer Familie in Japan. Die Telefonzelle am Ende der Welt ist ihr Debutroman.
  • Titel: "Die Telefonzelle am Ende der Welt"
  • Autorin: Laura Imai Messina
  • ÜbersetzerInnen: Judith Schwaab
  • Herausgeber ‏ : ‎ btb Verlag
  • Broschiert ‏ : ‎ 352 Seiten

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